Nils und Benno
Tasmanische Teufel
Animal Hoarding Umstände sind immer schlimm. So auch im Fall unserer kleinen „Tasmanischen Teufel“, wie sie von den Tierschützern liebevoll getauft wurden.
Im Frühsommer 2023 wurden wir und 3 weitere Tierheime aus MV vom Veterinäramt zu einem Animal Hoarding Fall gerufen. Über 40 kleine schwarze Hunde, einer wie der andere, kaum zu unterscheiden, vegetierten in einem heruntergekommenen Einfamilienhaus vor sich hin. Ein gewachsenes Rudel aus 2 Elterntieren. Alle hatten Räude und kratzten sich wie verrückt, alle waren unkastriert und alle hatten panische Angst vor Menschen. Die kleinen Mischlinge aus Dackel, Spitz und Chihuahua kannten nichts. Sie hatten nie einen Tierarzt gesehen, nie das Grundstück verlassen, kannten außer ihrem Frauchen keinen Menschen, hatten nie ein Halsband oder eine Leine um, und viele von ihnen wurden niemals angefasst. Sie waren nicht stubenrein und bissen wild um sich.
So wurden die 44 Hunde zunächst in 4 Tierheimen untergebracht. Wir übernahmen 6 Hündinnen und 4 Rüden. Die Hündinnen wurden alle kastriert, viele von ihnen waren schon wieder tragend. Auch gegen die Räude behandelten wir sie erfolgreich, bei einigen ging das nur unter Narkose. Die medizinische Versorgung der kleinen Teufelchen war das eine. Die Rückführung in ein normales Leben aber das ganz andere. Kein Tierheim kann es leisten, so viele Angsthunde zu sozialisieren. Solche Hunde müssen einzeln auf Pflegestellen versorgt werden, unbedingt mit eigenen, gut sozialisierten Hunden. So, und nur so haben Angsthunde eine Chance.
Also versuchten wir unser Glück. Wir fanden für einige von ihnen traumhafte Pflegestellen, die aus den kleinen Schnappteufelchen innerhalb weniger Monate liebenswerte und zugängliche Hunde machten, die nun ein (fast)normales Leben führen. Andere hatten nicht so viel Glück und landeten bei Menschen, die nach kurzer Zeit komplett überfordert waren und aufgaben, oder die Sicherung solcher Hunde nicht ernst genug nahmen. Eine kleine Hündin bezahlte dies sogar mit ihrem Leben, als sie sich in Panik losriss und von einem Auto überfahren wurde.
Einige unserer süßen tasmanischen Teufelchen suchen immer noch nach einem Zuhause. Ihr lieben Menschen da draußen: Ihr wollt einen Hund aus dem Tierheim retten? Hier ist die Gelegenheit dazu!!
Nils zum Beispiel ist ca. 3 Jahre alt, er wartet immer noch auf seine Menschen. Ja, er ist unsicher. Ja, er wird vermutlich eine Zeit brauchen, bis er unter der Couch hervorkommt. Ja, er wird vielleicht sogar wieder unsauber in der neuen Umgebung. Ja, man muss ihn zwingend mit einem Sicherheitsgeschirr und einem GPS Tracker sichern, und die Schleppleine gehört in den ersten Wochen und Monaten zum unverzichtbaren Accessoires, auch in der Wohnung. Ja, er wird vielleicht nach unserer Hand schnappen, die wir ihm reichen. AAAAber: All das ist nur eine Frage der Zeit. Es ist eine Frage der Geduld. Eine Frage des Ankommen lassens. Eine Frage von Ruhe und Gelassenheit. Eine Frage von Vertrauen und von Sicherheit. UUUnd dann: Dann wird sein Mensch mit dem ersten zaghaften Schnuppern belohnt. Mit dem ersten Schwanzwedeln. Mit einem zarten Anspringen und mit einem Blick, der mitten ins Herz trifft.
Wer einmal einem Angsthund bei seinem Sprung ins Leben geholfen hat, wird dieses unbeschreibliche Gefühl des ersten zaghaften Vertrauens nie wieder vergessen.
Also Leute, geht in die Tierheime. Und falls alle unsere kleinen tasmanischen Teufelchen bereits ein Zuhause gefunden haben: Es gibt überall auf der Welt einen Nils, für den es sich lohnt!